Streuobstwiesen allgemein

Streuobstwiese im Albvorland. - Foto: Agnes Pahler
Streuobstwiese im Albvorland. - Foto: Agnes Pahler

Kulturgut Streuobstwiese

Streuobstwiesen mit großen Bäumen in weitem Abstand prägen unsere Kulturlandschaft und bestimmen ihren Reiz. Sie stellen artenreiche Lebensräume dar. Der offene, vielfältige Bewuchs wirkt wohltuend auf den Erholung suchenden Menschen. 

 

Früher war eine Vierfachnutzung zu erwarten: Von Streuobstwiesen erhielt man Obst, Mähgut als Viehfutter, Honig und Holz. Heutzutage sind die Erlöse angesichts geringer Lebensmittelpreise verschwindend gering. Streuobstwiesen bedeuten nur noch Aufwand. Folglich gehen die Bestände zurück. Auf ungepflegten Flächen kommt es zu Verbuschung, Hecken breiten sich aus, Bäume sterben ab.

Klimaschutz

Streuobstwiese am Auchtert, Neckartenzlingen. - Foto: Agnes Pahler
Streuobstwiese am Auchtert, Neckartenzlingen. - Foto: Agnes Pahler

Streuobstwiesen tragen wesentlich zum Klimaschutz bei: Die Baumkronen schirmen bei Hitze vor allzu starkem Lichteinfall ab.

 

Durch den Schattenwurf und die erhöhte Luftfeuchtigkeit unter den Kronen entsteht an Hitzetagen ein angenehmeres Klima.

 

Streuobstwiesengürtel um die Siedlungen ergeben unersetzliche Frischluftschneisen. Das Blattwerk der Bäume filtert Schadstoffe aus der Luft.

 

 

Oft sind Streuobstwiesen in Hanglagen verblieben, weil eine anderweitige landwirtschaftliche Nutzung unrentabel erschien. Dieser Bewuchs verhindert Bodenabtrag, es findet keine Nährstoffverlagerung in Gewässer statt.

Verpflichtung

Streuobstwiese in Aichtal-Grötzingen. - Foto: Agnes Pahler
Streuobstwiese in Aichtal-Grötzingen. - Foto: Agnes Pahler

Streuobstwiesen prägen die Kulturlandschaft in weiten Teilen Europas. 25 % der Streuobstwiesen befinden sich in Deutschland, mit Schwerpunkt auf den Südwesten. Die Bestände sind bedeutende Lebensräume für Pflanzen- und Tierarten.

 

Da unsere Region das weltweit größte zusammenhängende Streuobstgebiet aufweist, kommt unseren Gemeinden eine besondere Verantwortung zu.

 

Zwischen 1990 und 2020 hat sich der Baumbestand auf Streuobstwiesen in Baden-Württemberg von 11,4 Millionen auf 7,1 Millionen reduziert.

 

Alte Bäume sterben ab, es wird kaum nachgepflanzt. (Jungbäume machen weit unter 10 % des Bestandes aus, der überwiegende Teil der Bäume ist zwischen 50 und 75 Jahre alt.)

Es geht nicht ums Geld

Kirschenblüten. - Foto: Agnes Pahler
Kirschenblüten. - Foto: Agnes Pahler

Die Arbeit auf der Streuobstwiese bedeutet Mühe, der Ertrag steht in keinem Verhältnis zum Aufwand. Und dennoch wird das Bewirtschaften einer Streuobstwiese als höchst befriedigend empfunden. Nicht umsonst suchen viele, gerade junge Leute nach einer Streuobstwiese, die sie pflegen, nutzen und vor allem auch genießen wollen. Die Tätigkeit im Freien bringt uns die Natur näher, wir erleben die enorme Vielfalt an Lebewesen, die in den Baumkronen oder im Gras leben.

 

In der Streuobstwiese erfahren wir den Wandel der Jahreszeiten mit allen Sinnen: Das Aussehen wandelt sich vom Blütenrausch im Frühjahr über das satte Grün der Kronen im Sommer bis zum Fruchtbehang im Herbst mit anschließendem Laubfall. Doch auch die Geräusche verändern sich im Lauf des Jahres ‒ vom Balzgesang der Vögel im Frühjahr über das Gefiepe der Jungvögel, das Gesumm der Hummeln, Gezirpe der Zikaden im Sommer bis hin zu den klagenden Rufen der Wintervögel.

 

Eine Streuobstwiese erhellt das Gemüt, lehrt uns Bescheidenheit vor der Vielfalt der Natur und die eingebrachte Ernte beschert uns Stolz über selbst erwirtschaftetes Obst oder Saft.

 

Viele Streuobstwiesen werden aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bewirtschaftet. 

Viel zu viele Bäume sterben ab, es wird nicht mehr nachgepflanzt, die artenreichen Wiesen bleiben ungemäht. Manche können ihre Streuobstwiese nicht mehr pflegen, andere suchen nach einem Stückle. Beide Gruppen wollen wir zusammenführen und allen Interessierten Informationen liefern.