Wir retten Amphibien: 2024

Erdkröten-Tandem (Männchen festgeklammert am Weibchen). - Foto: Birgit Schmidt
Erdkröten-Tandem (Männchen festgeklammert am Weibchen). - Foto: Birgit Schmidt

Am 25. März hatte der Bauhof den Amphibienzaun entfernt und die Löcher für die Auffangeimer geschlossen. Damit war unsere diesjährige Aktion zur Amphibienrettung am Golfplatz Hammetweil in Neckartenzlingen abgeschlossen. 

 

Wir haben innerhalb von mehr als sechs Wochen 1551 Tiere gezählt, vorwiegend waren es Erdkröten und deutlich mehr als im Vorjahr.

 

Die zahlreichen Helfer waren mit Begeisterung dabei, etliche bedankten sich für die Teilhabe an dem tollen Erlebnis, manche bedauerten das Ende der Aktion und viele wollen im nächsten Jahr wieder dabei sein.

 

 

Zum Schutz der Amphibien kann jeder beitragen, indem er/sie mit Bedacht Feuchtgebiete und Wälder betritt: Da Keime durch Erde an Schuhsohlen übertragen werden, sollte man das Schuhwerk wechseln, wenn man sich in verschiedenen Gebieten aufhält. Die Verschleppung von Keimen wird durch Desinfektion unterbunden oder wenn die Schuhe gut abtrocknen.

Wo sind sie, die Feuersalamander? - Foto: Agnes Pahler
Wo sind sie, die Feuersalamander? - Foto: Agnes Pahler

Am 14. März besuchte die fünfte Klasse der Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule unseren Amphibienzaun. Unter Führung ihrer Lernbegleiterin Elvira Fischer waren sie von Walddorfhäslach aus hingewandert.

 

Die muntere Schülergruppe zeigte sich äußerst interessiert. Die Schülerinnen und Schüler bewiesen sofort, dass sie sich im Unterricht bereits intensiv mit dem Thema Amphibien befasst hatten. Sie stellten gezielte Fragen, die die NABU-Führer gar nicht alle auf Anhieb beantworten konnten.

 

Sabine Grüdl hatte vom morgendlichen Kontrollgang zwei Kröten unter einer Laubdecke im Eimer aufbewahrt, sodass die Kinder lebendige Tiere bestaunen konnten.

 

Hoch konzentriert suchten sie den Wassergraben am Rand der Straße nach Feuersalamander-Nymphen ab.

Feuersalamander. - Foto: Pia Heim
Feuersalamander. - Foto: Pia Heim

Ganz besonders liegen uns die Feuersalamander am Herzen. Entlang des Merzenbaches lebt eine große Population dieser geschützten Tierart. Dort soll die alte Sandsteinbrücke saniert werden. Daher wurde zum Schutz der Tiere während der Baumaßnahmen ein Schutzzaun aufgestellt.

 

Weil die einmündende Nebenstraße aber frei bleiben muss, verirren sich immer wieder Feuersalamander auf die Fahrbahn - und öfter werden Tiere überfahren.

 

Wenn wir Feuersalamander finden, bringen wir sie in Sicherheit.

Bergmolchmännchen im Wasserkleid. - Foto: Hartmuth Writh
Bergmolchmännchen im Wasserkleid. - Foto: Hartmuth Writh

Die Amphibienretter freuen sich immer wieder über seltene Funde.

 

Ein Prachtexemplar eines Kammmolchs stellt einen überraschenden Glücksfund dar.

Foto: Birgit Schmidt
Foto: Birgit Schmidt

Mitte März stellen wir zunehmende Aktivitäten fest. Vor allem abends ist viel los am Amphibienzaun.

 

Zum Schutz der Tiere fassen wir sie nur mit Handschuhen an. Wir wollen vermeiden, dass wir ihre empfindliche Haut mit Keimen belasten, und vor allem dürfen wir keine Krankheiten übertragen.

Nächtlicher Einsatz. - Foto: Birgit Schmidt
Nächtlicher Einsatz. - Foto: Birgit Schmidt

Bis Ende Februar sind nur wenige Tiere unterwegs, weil nachts die Temperaturen noch bis auf den Nullpunkt absinken. Zahlreiche Mithelfer machen es möglich, dass wir den Amphibienzaun morgens und abends absuchen können. 

 

Ein Problem stellen die Autos dar, die viel zu schnell fahren - obwohl auf der Höhe des Zauns die Geschwin-digkeit auf 30 km/h beschränkt ist. Noch besser wäre es, die Autos würden in Schrittgeschwindigkeit fahren.

Erdkröte. - Foto: Birgit Schmidt
Erdkröte. - Foto: Birgit Schmidt

11. Februar 2024: Die ersten Frösche und Kröten sind unterwegs zu ihren Laichgewässern. Wie wir im vergangenen Jahr nachweisen konnten, machen sich viele Frösche und Kröten auf zu den Teichen beim Golfplatz Hammetweil.

 

16. Februar: Inzwischen steht der Amphibienzaun auf der südlichen Straßenseite. Noch ist es aber nachts recht kalt: Bei Temperaturen um 2 °C sind kaum Amphibien unterwegs. Bisher treffen wir nur vereinzelte Tiere an.

Morgenstimmung am Golfplatz Hammetweil. - Foto: Birgit Schmidt
Morgenstimmung am Golfplatz Hammetweil. - Foto: Birgit Schmidt

Selbst ausgesprochene Morgenmuffel äußern sich begeistert über die herrliche Morgenstimmung am Golfplatz: Es ist still, ein Rotkehlchen trällert und die Blesshühner balzen.

 

Es macht Freude, den Tieren einen sicheren Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Mithelfer sind weiterhin willkommen. Amphibienretter melden sich bitte bei Sabine Grüdl (0174 3748074 oder neckartenzlingen@nabu-aichtal.de).


Hier folgt die Zusammenfassung im pdf, auf deren Grundlage Sabine Grüdl das Projekt bei der Gemeindesratssitzung am
23. April 2024 vorgestellt hat. Bürgermeisterin Melanie Braun bedankte sich ausdrücklich bei allen Mithelfer:innen und sicherte die weitere Unterstützung der Gemeinde zu.

Download
amphibien2024.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.5 MB

Wir retten Amphibien: 2023

Im Jahr 2023 hatten wir ab dem 10. März morgens und abends Amphibien über die Straße bei den Teichen am Golfplatz Hammetweil getragen. Zuerst fanden wir nur wenige Tiere. Nach dem 18. März stieg die Anzahl sprunghaft in die Höhe. Die kalte Witterung hatte die Tiere zurückgehalten und mit ansteigenden Temperaturen war der Drang, zum Laichgewässer zu gelangen ungeheuer groß. Der große Ansturm schien ab 22. März schon wieder vorbei zu sein. Es folgten trockene, dann wieder feuchte und kalte Tage. Bereits nach gut drei Wochen haben wir die Aktion wieder beendet.

 

Zunehmend nahmen wir Anfang April Rückkehrer auf, also Kröten und Frösche, die vom Laichgewässer fort über die Straße zurück in sicheres Gebüsch ziehen wollen. Doch leider werden Tiere überfahren. Viele vorbeifahrende Autos beachten die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h nicht und fahren viel zu schnell.

 

Grasfrosch im dürren Gras. - Foto: Birgit Schmidt
Grasfrosch im dürren Gras. - Foto: Birgit Schmidt

Wir tragen die Tiere über die Straße und den Straßengraben hinweg in sicheres Gebüsch. Die meisten Tiere hüpfen schnell davon und verstecken sich so schnell wie möglich im hohen Gras.

Grasfrosch. - Foto: Birgit Schmidt
Grasfrosch. - Foto: Birgit Schmidt

Mit Handschuhen nehmen wir die Tiere aus den Eimern. Sie bedeuten für uns keine Gefahr, doch müssen wir die Kröten und Frösche vor unseren Keimen und vor möglichen Krankheitserregern schützen.

 

Bis 13. März haben wir nur wenige Tiere gezählt. Ab 18. März nahm die Amphibienwanderung Fahrt auf. Wir konnten morgens und abends über 60, tags darauf 120 und später über 80 Tiere zählen.

 

 

 

Erdkröten im Doppelpack. - Foto: Birgit Schmidt
Erdkröten im Doppelpack. - Foto: Birgit Schmidt

Manche Tiere habe bereits einen Paarungspartner gefunden. Das viel größere Weibchen trägt das kleine Männchen auf dem Rücken und möchte das Laichgewässer erreichen.

 

Wir befördern den "Doppeldecker" behutsam über die Straße.

Bergmolch in sicheren Händen. - Foto: Birgit Schmidt
Bergmolch in sicheren Händen. - Foto: Birgit Schmidt

Bergmolche fallen nicht so leicht in die Eimer, wir finden sie oft entlang des Zaunes. Wir nehmen sie vorsichtig auf und besorgen den sicheren Transport über die Straße, die vielen als Rennstrecke dient (trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung).

Feuersalamander. - Foto: Birgit Schmidt
Feuersalamander. - Foto: Birgit Schmidt

Hin und wieder verirrt sich ein Feuersalamander. Er will nicht zu den Teichen gelangen. Vielmehr gehört er zur großen Population, die am Bach unterhalb des Forstweges lebt.

 

Wir nehmen die Tiere behutsam auf und tragen sie die Straße entlang. Wir setzen sie auf der gleichen Straßenseite in der Nähe des kühlen Fließgewässers aus.

Manuel Maier (Gemeinde Neckartenzlingen), Petra Will (Golfplatz Hammetweil) und Agnes Pahler (NABU Aichtal-Neckartenzlingen) am Amphibienzaum. - Foto: Birgit Schmidt
Manuel Maier (Gemeinde Neckartenzlingen), Petra Will (Golfplatz Hammetweil) und Agnes Pahler (NABU Aichtal-Neckartenzlingen) am Amphibienzaum. - Foto: Birgit Schmidt

In Absprache mit der Gemeinde Neckartenzlingen, dem Landratsamt Esslingen, dem BUND und der Golfplatz-Geschäftsführung wurde bei den Tümpeln am Golfplatz Hammetweil ein Amphibienzaun aufgestellt. Entlang des Amphibienzauns wurden insgesamt 22 Eimer eingegraben, in die nachts Kröten und Frösche fallen, die ihre Laichgewässer aufsuchen wollen.

 

Etliche Helfer stehen bereit, um frühmorgens die Tiere zur anderen Straßenseite in Sicherheit zu bringen. In der Vergangenheit wurde an der Verbindungsstraße zwischen Neckartenzlingen bzw. Altenriet und Pliezhausen-Dörnach viele Amphibien überfahren. Das wollen wir ab diesem Jahr verhindern.

 

Der Bauhof Neckartenzlingen hatte den Zaun am 3. März aufgestellt und die Eimer eingegraben. In den folgenden frostigen Nächten blieben sie jedoch noch geschlossen. Am 9. März wurden die Deckel der Eimer entfernt, die Amphibienwanderung konnte beginnen.

Unsere Präsentation zur Amphibienrettungsaktion am Golfplatz Hammetweil im Jahr 2023:

Download
amphibien2023.pdf
Adobe Acrobat Dokument 3.0 MB