Misteln galten bei den Kelten als magische Pflanzen. Ein Gewächs, das im Winter grün bleibt und ohne Verbindung zum Boden existiert, musste magische Kräfte haben. Auf den Britischen Inseln ist es üblich, zum Jahresende Mistelzweige zum Schutz vor Unheil an der Eingangstüre aufzuhängen. Dieser Brauch erfreut sich auch bei uns wachsender Beliebtheit.
In den Kronen der Apfelbäume sind Misteln nicht so gern gesehen. Der Halbschmarotzer zapft die Leitbahnen seines Wirtsbaumes an, er entzieht Wasser, Nährstoffe und aller Wahrscheinlichkeit nach auch Assimilate.
Auf unseren Streuobstwiese breiten sich Misteln, begünstigt durch den Klimawandel, immer mehr aus und gefährden die Bäumbestände. Schlecht gepflegte Bäume, die unter Trockenheit und Nährstoffmangel leiden, können einem Mistelbefall wenig entgegensetzen. Können Misteln über Jahre hinweg wachsen, treiben sie nicht nur lange Saugwurzeln in den Baum hinein. Es entsteht auch eine enorme Gewichtslast, die zum Abbrechen von Ästen führen kann. In der Folge kann der ganze Baum eingehen.
Die beste Mistelbekämpfung besteht darin, zusammen mit dem regelmäßigen Baumschnitt alle jungen Misteln zu entfernen. Stärkere Misteln an Leitästen oder am Stamm kann man nur noch wegschneiden. Die Misteln kommen zwar nach wenigen Jahren wieder, doch man verschafft dem Baum eine Erholungsphase, in der sich auch keine der weißen, schleimigen Scheinbeeren entwickeln, die zur Ausbreitung beitragen. Früchte sitzen nur an weiblichen Pflanzen, männliche und weibliche Blüten erscheinen an verschiedenen Pflanzen.
Große Mistelkugeln in Kronen von Apfelbäumen mahnen, dass lange kein Pflegeschnitt stattgefunden hat. Das Alter der Misteln lässt sich leicht abschätzen. Denn jedes Jahr endet das Triebwachstum an der Spitze und im nächsten Jahr gabelt sich der Spross. Die Anzahl der Gabelungen ergibt das Alter der Pflanze.